Bedauern über das Scheitern — 20. Jul 44
„Heute stelle ich mir wieder die Frage, welchen Verlauf die Geschichte genommen hätte, wenn der Sprengstoffanschlag auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 erfolgreich gewesen wäre.“ sagt die CDU-Bundestagsabgeordnete Mechthild Heil nachdenklich. „In das Bedauern über das Scheitern mischt sich eine große Bewunderung für diejenigen, die den Mut zum Widerstand aufgebracht haben. Was muss in Oberst Graf von Stauffenberg vorgegangen sein, als er hektisch – weil die Lagebesprechung an diesem 20. Juli vorverlegt wurde – die mitgeführten Bomben einsatzbereit machen musste? Dass er dabei gestört und zur Eile angetrieben wurde, ist wohl der Grund, dass ihm nur das Schärfen einer der zwei Bomben gelang.“Hitler überlebte. Der Walküre-Plan, nach dem in Berlin alle Gestapo‑, Partei- und SS-Dienststellen von der Wehrmacht besetzt werden sollten, scheiterte. Der Walküre-Plan war ein offizieller Plan für den Fall innerer Unruhen, aber durch Generalmajor Henning von Tresckow, Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg und den Österreicher Oberstleutnant i. G. Robert Bernardis für den Staatsstreich angepasst worden. Die eingeweihten Truppenführer waren jedoch verunsichert durch die Gerüchte um Hitlers Überleben.700 Verhaftungen und über 110 Hinrichtungen waren die Folge. Welche Leistungen hätten diese Männer in ihrem Leben noch vollbringen können! Wie Philipp Freiherr von Boeselager zum Beispiel. Er überlebte, obwohl er zum engsten Kreis der militärischen Widerstandsgruppe um Henning von Tresckow und Graf von Stauffenberg gehörte. Und weil selbst unter der Folter die Mitverschwörer seinen Namen nicht nannten. Von Boeselager leitete nach 1948 den Forstbetrieb der Familie in Kreuzberg an der Ahr. Darüber hinaus engagierte er sich in verschiedenen Organisationen und Gremien der deutschen Forstwirtschaft und bekleidete hohe Ämter in der forstlichen Interessenvertretung. Die Entwicklung der deutschen Forstwirtschaft nach dem Krieg wäre ohne ihn nicht denkbar. Er machte sich auf herausragende Weise um Wald und Waldbesitz verdient und bekam dafür viele hohe Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften.„Was mich immer wieder beeindruckt, ist die moralische Integrität und die Konsequenz der Widerständler, mit der sie die Gewaltherrschaft Hitlers beenden wollten, nachdem sie diese durchschaut hatten – auch um den Preis des eigenen Lebens. Dabei war vielen unter ihnen als Staatsbeamten die Entscheidung nicht leicht gefallen Befehle zu missachten. Sie hatten schließlich einen Treueeid geschworen und litten unter großen Gewissenskonflikten und der Gewissheit, dass die damalige Gesellschaft sie des Landesverrats verurteilen würde. Ganz abgesehen von dem moralischen Konflikt einen Mord begehen zu müssen. Keiner der Angeklagten ließ sich vor dem Volksgerichtshof psychisch brechen oder versuchte, durch Ausflüchte den eigenen Kopf zu retten. Diese konsequent klare, aufrechte Haltung verdient auch heute noch, am 66. Jahrestag, besonders große Hochachtung.“ so Heil abschließend.