28. Juli 2010

Bedauern über das Scheitern — 20. Jul 44

Heu­te stel­le ich mir wie­der die Fra­ge, wel­chen Ver­lauf die Geschich­te genom­men hät­te, wenn der Spreng­stoff­an­schlag auf Adolf Hit­ler am 20. Juli 1944 erfolg­reich gewe­sen wäre.“ sagt die CDU-Bun­­des­­tags­­a­b­­ge­or­d­­ne­­te Mecht­hild Heil nach­denk­lich. „In das Bedau­ern über das Schei­tern mischt sich eine gro­ße Bewun­de­rung für die­je­ni­gen, die den Mut zum Wider­stand auf­ge­bracht haben. Was muss in Oberst Graf von Stauf­fen­berg vor­ge­gan­gen sein, als er hek­tisch – weil die Lage­be­spre­chung an die­sem 20. Juli vor­ver­legt wur­de – die mit­ge­führ­ten Bom­ben ein­satz­be­reit machen muss­te? Dass er dabei gestört und zur Eile ange­trie­ben wur­de, ist wohl der Grund, dass ihm nur das Schär­fen einer der zwei Bom­ben gelang.“Hitler über­leb­te. Der Wal­­kü­­re-Plan, nach dem in Ber­lin alle Gestapo‑, Par­­tei- und SS-Diens­t­s­tel­­len von der Wehr­macht besetzt wer­den soll­ten, schei­ter­te. Der Wal­­kü­­re-Plan war ein offi­zi­el­ler Plan für den Fall inne­rer Unru­hen, aber durch Gene­ral­ma­jor Hen­ning von Tre­sc­kow, Oberst Claus Schenk Graf von Stauf­fen­berg und den Öster­rei­cher Oberst­leut­nant i. G. Robert Ber­nar­dis für den Staats­streich ange­passt wor­den. Die ein­ge­weih­ten Trup­pen­füh­rer waren jedoch ver­un­si­chert durch die Gerüch­te um Hit­lers Überleben.700 Ver­haf­tun­gen und über 110 Hin­rich­tun­gen waren die Fol­ge. Wel­che Leis­tun­gen hät­ten die­se Män­ner in ihrem Leben noch voll­brin­gen kön­nen! Wie Phil­ipp Frei­herr von Boe­se­la­ger zum Bei­spiel. Er über­leb­te, obwohl er zum engs­ten Kreis der mili­tä­ri­schen Wider­stands­grup­pe um Hen­ning von Tre­sc­kow und Graf von Stauf­fen­berg gehör­te. Und weil selbst unter der Fol­ter die Mit­ver­schwö­rer sei­nen Namen nicht nann­ten. Von Boe­se­la­ger lei­te­te nach 1948 den Forst­be­trieb der Fami­lie in Kreuz­berg an der Ahr. Dar­über hin­aus enga­gier­te er sich in ver­schie­de­nen Orga­ni­sa­tio­nen und Gre­mi­en der deut­schen Forst­wirt­schaft und beklei­de­te hohe Ämter in der forst­li­chen Inter­es­sen­ver­tre­tung. Die Ent­wick­lung der deut­schen Forst­wirt­schaft nach dem Krieg wäre ohne ihn nicht denk­bar. Er mach­te sich auf her­aus­ra­gen­de Wei­se um Wald und Wald­be­sitz ver­dient und bekam dafür vie­le hohe Aus­zeich­nun­gen und Ehrenmitgliedschaften.„Was mich immer wie­der beein­druckt, ist die mora­li­sche Inte­gri­tät und die Kon­se­quenz der Wider­ständ­ler, mit der sie die Gewalt­herr­schaft Hit­lers been­den woll­ten, nach­dem sie die­se durch­schaut hat­ten – auch um den Preis des eige­nen Lebens. Dabei war vie­len unter ihnen als Staats­be­am­ten die Ent­schei­dung nicht leicht gefal­len Befeh­le zu miss­ach­ten. Sie hat­ten schließ­lich einen Treue­eid geschwo­ren und lit­ten unter gro­ßen Gewis­sens­kon­flik­ten und der Gewiss­heit, dass die dama­li­ge Gesell­schaft sie des Lan­des­ver­rats ver­ur­tei­len wür­de. Ganz abge­se­hen von dem mora­li­schen Kon­flikt einen Mord bege­hen zu müs­sen. Kei­ner der Ange­klag­ten ließ sich vor dem Volks­ge­richts­hof psy­chisch bre­chen oder ver­such­te, durch Aus­flüch­te den eige­nen Kopf zu ret­ten. Die­se kon­se­quent kla­re, auf­rech­te Hal­tung ver­dient auch heu­te noch, am 66. Jah­res­tag, beson­ders gro­ße Hoch­ach­tung.“ so Heil abschließend.